Schüchternheit ist keine Krankheit
Hier erfahren Sie, dass Schüchternheit keine Krankheit ist und welche Mittel Sie dagegen anwenden können – und, dass Sie damit in Guter Gesellschaft sind.
Die Inhalte dieses Artikels sind Teil meines Buches: Smalltalk: Wie introvertierte Menschen Ihre Stärken erkennen und leichter Gespräche führen. Wenn Sie auf meine Homepage gehen, können Sie sich das kostenfreie Download zur Episode herunterladen unter: www.magdableckmann.at/sa70.
Wenn Sie sich das Workbook zum Buch kostenfrei herunterladen wollen, gehen Sie auf www.magdableckmann.at/smalltalk-buch.
Alternativ können Sie sich den Beitrag zum Thema auch hier als Podcast anhören or hier auf meinem YouTube-Kanal das Video dazu ansehen:
Schüchtern oder introvertiert?
Wolfgang »leidet« unter einer Sache, die zu einem Großteil schuld an seinem Rotwerden ist: Er ist auch schüchtern. Wobei Schüchternheit – im Gegensatz zur Erythrophobie – keine Krankheit ist, denn es gibt nun mal extrovertierte und introvertierte Menschen. Doch auch zwischen Schüchternen und Introvertierten gibt es wieder einen Unterschied, nur erkennt man ihn nicht so leicht: Der Schüchterne wünscht sich Kontakt zu anderen Menschen, nur ist er meist zu gehemmt dazu. Er kann einfach nicht aus seinem Schneckenhaus heraus, kann auf andere nicht offen zugehen – und entwickelt daraus mit der Zeit ein Verhalten, das seine Blockaden noch stärker werden lässt. Im schlimmsten Fall kann auch daraus eine soziale Phobie werden. Dazu gehören eben feuchte Hände, trockener Mund, weiche Knie, Schweißausbrüche – und ein hochroter Kopf. Deswegen weiß auch niemand genau, was bei Wolfgang eigentlich wirklich los ist: Ist er schüchtern, weil er so leicht rot wird, oder wird er rot, weil er schüchtern ist?
Die Vorzüge der Schüchternheit
Auch bei Schüchternheit spielen Ängste mit: die Furcht, in der Gesellschaft zu versagen, negativ bewertet zu werden, peinlich zu sein. Die Angst, sich zu blamieren, vor allem, wenn man mit Fremden sprechen muss. Dabei hat Schüchternheit eigentlich auch gute Seiten: Schüchterne sind meist die besseren Zuhörer, und sie werden auch kaum jemanden unterbrechen oder in irgendeiner Form aufdringlich sein – eigentlich die besten Voraussetzungen für einen perfekten Smalltalk!
Diese Eigenschaften nützen Ihnen aber nichts, wenn Sie schüchtern sind und Kontakte schließen wollen, aber sich nicht trauen, auf andere zuzugehen.
Gibt es auch gegen Schüchternheit ein Mittel?
Schüchternheit beginnt im Kopf. Denken Sie immer daran, dass es anderen gleich geht: Experten schätzen, dass rund die Hälfte der Bevölkerung in gewissen Situationen schüchtern agiert. Rund zehn Prozent aller Menschen leiden sogar unter krankhafter Schüchternheit und damit einhergehend unter Ängstlichkeit in Situationen, in denen sie von anderen prüfend betrachtet oder kritisiert werden könnten. Die Dunkelziffer dürfte noch wesentlich höher liegen.
Schüchternheit beginnt im Kopf.
Laut der Österreichischen Gesellschaft für Verhaltenstherapie werden den Betroffenen bei professionellen Therapien soziale Fertigkeiten vermittelt, die von der Fähigkeit, eigene Bedürfnisse, Gefühle und Einstellungen auszudrücken, über das Zurückweisen von unberechtigter Kritik oder Forderungen bis hin zum Aussprechen von Lob oder Kritik reichen. Auch Kontakte herstellen, aufrechterhalten oder beenden, oder sich Fehler erlauben zu können, gehört zum Bereich sozialer Fertigkeiten – alles vermittelt durch Gespräche, Rollenspiele und Übungen.
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Dazu gibt unzählige Empfehlungen, wie man sein Selbstbewusstsein, sein Selbstwertgefühl steigern kann, auch das Internet ist voll von Ratschlägen und Tipps – manche sind besser, manche schlechter. Beschäftigen Sie sich damit, picken Sie sich das heraus, was Ihnen gefällt, das, wovon Sie glauben, dass es Ihnen helfen könnte, Ihre Schüchternheit oder Unsicherheit oder Ihr Erröten zu überwinden.
Und noch ein kleiner Trost: Auch Prinz Charles errötete, als er zum ersten Mal die »Spice Girls« traf, und Nicole Kidman behauptet über sich selbst, extrem schüchtern zu sein. Den Vogel schießt wohl Johnny Depp ab: Im Film ein wilder Pirat, soll er im wahren Leben zu schüchtern sein, um Frauen anzusprechen. Angeblich soll immer wieder einer seiner Freunde die Initiative übernehmen, wenn es darum geht, Frauen anzusprechen.
Laufen Sie nicht vor Ihren Ängsten davon!
Zwingen Sie sich dazu, nicht an eine mögliche Blamage zu denken. Wer weiß, ob sie überhaupt jemals eintreten wird! Akzeptieren Sie Ihren momentanen Zustand (dass Sie eben schüchtern sind) und versuchen Sie in kleinen Schritten etwas daran zu ändern. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge. Arbeiten Sie an Ihrem Selbstwertgefühl, versuchen Sie, mit sich selbst zufrieden zu sein, dann werden sich auch kleine Erfolge einstellen.
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Eine Aufmerksamkeitsübung für mehr Entspannung
Noch ein letzter Tipp von mir: Lenken Sie Ihre Energie mit einem kleinen »Schalter« einfach wieder in die richtige Bahn: Stehen Sie aufrecht auf beiden Beinen. Bündeln Sie nun in Ruhe all Ihre Aufmerksamkeit auf die Empfindungen Ihrer Fußsohlen. Spüren Sie akribisch die Verteilung des Gewichts zwischen links und rechts, die Gewichtsverteilung zwischen Ferse und Fußballen. Spüren Sie den Unebenheiten des Bodens, der Schuhsohlen nach. Fokussieren Sie Ihre Wahrnehmungen auf dieses »Spüren«. Achten Sie nun darauf, wie in den Sekunden dieser Wahrnehmungsverlagerung Ihre Aufmerksamkeit ausschließlich beim Spüren (also in der kinästhetischen Wahrnehmung) liegt. Alle anderen Sinnesreize (etwa hören, sehen), aber auch alle Empfindungen – wie Ihre Anspannung – sind in diesem Moment wie weggezaubert.
Gratulation! Sie haben eben mit »Sense Focusing©« nach Arno Fischbacher wirkungsvoll Ihre Anspannung gelöst! Mit dieser Methode haben Sie ein kraftvolles Werkzeug zur Hand, mit dem Sie alle ungewünschten, starken Empfindungen, wie zum Beispiel das Erröten oder Schüchternheit generell, für kurze Zeit »ausblenden« können. Dadurch erlangen Sie Ihre Handlungsfähigkeit wieder zurück, selbst wenn nach diesen zehn Sekunden die Aufregung wieder leicht steigt.
Sinnesreize bewusst filtern
Die Erklärung dafür ist einfach: Unser Gehirn kann nur eine gewisse Anzahl von Sinnesreizen pro Sekunde verarbeiten. Wenn Sie Ihre bewusste Wahrnehmung auf »Spüren« verlagern, wird alles andere herausgefiltert und verschwindet aus dem Kurzzeitgedächtnis. Außerdem ist ein guter Stand die beste Grundlage für ein gutes Auftreten überhaupt.
Blog: 7 Tipps für eine gute Wirkung
Was können Sie daraus lernen?
Unserem schüchternen Wolfgang, der ständig errötet, kann also geholfen werden! Gerade Schüchterne sollten sich im Smalltalk üben, weil es die einfachste und unverbindlichste Art ist, um Kontakte zu knüpfen. Sie können dabei nichts verlieren – klappt es, dann ist alles wunderbar, und sollte es nicht funktionieren, dann können Sie es nächstes Mal wieder probieren!
Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die Schüchterne wie Wolfgang weiterbringen können. Dinge, die man bewusst üben kann!
Hier ein paar Ideen dazu:
- Sagen Sie laut und deutlich »Hallo« oder »Guten Tag«, wenn Sie ein Geschäft, ein Lokal oder das Büro betreten.
- Fragen Sie Ihre Kollegen ab und zu, wie es ihnen geht. Versuchen Sie, sich in Ihre Kollegen hineinzufühlen. Dann kann das Gespräch auch weiterlaufen. Fragen Sie nach: »Interessant, was meinst du damit? Und was hast du dann gemacht?«
- Fragen Sie auf der Straße einen wildfremden Menschen, wie spät es ist oder wie Sie zur nächsten Straßenbahn kommen. Das ist ein erster Schritt, um mit Fremden Kontakt aufzunehmen.
- Nehmen Sie zu Fremden Blickkontakt auf. Lächeln Sie!
- Bitten Sie einen Nachbarn bei einer Kleinigkeit um Rat, und bedanken Sie sich dann freundlich für seine Hilfe.
- Lesen Sie meine Bücher über Smalltalk und Networking oder besuchen Sie ein Seminar bei mir und profitieren Sie von den vielen Tipps und Übungen, die ich Ihnen verraten werde! 🙂
Meine Erfahrung hat mich auch gelehrt, dass gerade übertriebenes Selbstbewusstsein oft nur die Spiegelseite von Schüchternheit ist. Ich kenne viele selbsternannte Partylöwen, die ihre Schüchternheit einfach lauthals weglachen.
Vergessen Sie nicht, sich auf www.magdableckmann.at/sa70 das kostenfreie Übungsblatt zu diesem Thema herunterzuladen! 🙂
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Wollen Sie mehr Erfolgsrezepte erfahren, besuchen Sie eines meiner Seminare oder bestellen Sie sich das Smalltalk Buch – ich freue mich auf Sie!
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